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Anatomie des Beckenbodens

© Fotolia -  Henning Riediger
© Fotolia - Henning Riediger

Der Beckenboden ist der bindegewebig-muskulöse Abschluss (Boden) der Bauchhöhle im Bereich des Beckens. Er wird hauptsächlich durch den großen Beckenbodenmuskel (Musculus levator ani) gebildet und ist in Richtung Steißbein durchbrochen vom Enddarm. Seine Verbindung zum Knochen erhält der Muskel durch Einbettung in das Beckenbindegewebe. Der hintere Anteil wird auch als Diaphragma pelvis bezeichnet, der vordere Anteil als Diaphragma urogenitale. Auch dieses besteht aus Muskelzügen und Bindegewebsfasern. Hier treten Scheide und Harnröhre hindurch.

 

 Bei Frauen können diese Teile leichter erschlaffen als beim Mann, da sie durch Schwangerschaften und Geburt(en) einer großen Belastung ausgesetzt sind.  Den Beckenboden kann man mit einer schüsselförmigen, rundum fixierten Hängematte vergleichen, die zwischen den Anteilen der Beckenknochen aufgehängt ist. Sie übernimmt so einerseits eine wichtige Stützfunktion für die Unterleibsorgane wie Harnblase, Gebärmutter und Darm und ist andererseits an der Funktion der Beckenorgane beteiligt.

Beckenbodenmuskulatur

 Durch das Anspannen der Beckenbodenmuskulatur ist es möglich, Urin und Stuhlgang zu halten. Dabei werden Harnröhre und Enddarm durch sogenannte Schließmuskel zusätzlich unterstützt. Eine weitere Funktion ist die Entspannung der Beckenbodenmuskulatur zum Wasserlassen, beim Stuhlgang und beim Geschlechtsverkehr. 

 

Die Beckenbodenmuskulatur muss z. B. beim Tragen, beim Husten, beim Niesen, Lachen, Hüpfen usw. einen starken Gegendruck aufbauen, weil es sonst zu Urinverlust (Belastungsinkontinenz) oder Stuhlinkontinenz kommen könnte. 

 

Beckenbodenschwäche

Durch (komplizierte) Geburten, Blasen- OPs, Gebärmutter-OPs und/oder Darm-OPs können die Beckenbodenmuskulatur, das Beckenbindegewebe und der Nerv (N. pudendus), der die Beckenbodenmuskulatur innerviert, geschwächt oder geschädigt werden. Dadurch kann es zur Senkung der Organe im kleinen Becken kommen. Dies kann wiederum zu Harninkontinenz, Gebärmuttervorfall, Stuhlinkontinenz usw. führen.

 

Beckenboden OP

Vielerorts werden Ihnen als erste Behandlungsoption Operationen angeboten. Häufig wird hier gezielt mit Schlagwörtern wie „minimal-invasive“ Methode, „kleine Eingriffe“, „gute Erfolgschancen“ oder „nur kurzer Krankenhausaufenthalt“ bzw. „schnelle Rekonvaleszenz“ geworben. An dieser Stelle ein klares Statement eines anerkannten Beckenbodenspezialisten: Die Operation ist in den seltensten Fällen erste und einzige Behandlungsform der anatomischen und/oder funktionellen Störung des Beckenbodenssystems.

 

Konservative Beckenbodenbehandlung

Ziel sollte es sein, durch unterschiedliche sogenannte „konservative“ (in der Abgrenzung zu den „operativen“) Maßnahmen das System zu unterstützen, zu fördern oder gar zu heilen.

 

Die unterschiedlichen Möglichkeiten werden Sie auf den folgenden Seiten kennenlernen. Diese Homepage ist ein wachsendes System. Wir hoffen auf Unterstützung möglichst vieler unterschiedlicher Fachgruppen, deren Interesse es ist, Sie in Erhalt oder Wiedererlangen der Beckenbodengesundheit zu unterstützen. Daher wollen wir Ihnen die Behandlungsformen jeweils etwas näherbringen. Klicken Sie ruhig ein wenig herum und informieren sich umfassend über die Möglichkeiten und Alternativen zur operativen Behandlung, der man kritisch gegenübertreten sollte.

 

Beckenbodenbehandlung mit Ganzkörper-EMS / EEMA

© Alexandrer Lehmann
© Alexandrer Lehmann

Vor allem, wenn der Nerv der Beckenbodenmuskulatur verletzt ist, kann diese Muskulatur mit herkömmlichem Training nicht mehr aktiviert werden. In diesem Fall kann man mit „Externer Elektro-Muskel-Aktivierung“ (EEMA), also mit einer speziellen Form des Elektrotrainings, die gesunden Muskelfasern des Beckenbodens sehr gut wiederaufbauen. Der Grund hierfür ist, dass der verwendete Elektroimpuls nicht über den Nerv zur Muskulatur gelangt, sondern direkt an den noch funktionierenden Muskelfasern wirkt. Es ist ein sehr intensives und effektives Training, das in kurzer Zeit große Erfolge im Beckenboden-Bereich bringt. Dieses Training ist nicht nur für junge Frauen geeignet, die nach einer Schwangerschaft oft Symphysenlockerung oder eine Instabilität im Becken und beim Laufen haben, sondern (besonders) auch für Frauen in Klimakterium und Menopause. Ab etwa dem 50. Lebensjahr hat fast jede 2. Frau Einschränkungen in der Beckenbodenfunktion. Durch die hormonellen Veränderungen in dieser Lebensphase wird eine Bindegewebsschwäche im Beckenboden begünstigt. Dies führt dann zur Senkung der Organe und oft zu Harninkontinenz oder Blasenproblemen anderer Art.