Der Beckenboden

Anatomie des Beckenbodens

Das Beckenbodensystem besteht aus mehreren Bereichen und Strukturen. Diese sind

  • Harnblase und Harnröhre,
  •  Scheide, Scheideneingang und Scheidengrund (inkl. Gebärmutterhals und Gebärmutter) und
  •  Enddarm (inkl. Schließmuskel/Verschlussapparat) und angrenzende Bereiche des Dickdarms.

Zu diesen Strukturen gehören außerdem Bindegewebsschichten, Muskeln und Faszien (Muskelhäute), die sie an die umliegenden Knochen und Muskeln anbinden.

 

 

Zu den wichtigen Strukturen des Beckenbodens gehören der große Beckenbodenmuskel (Musculus levator ani/Levatormuskel) und die Beckenbodenfaszie „Fascia pelvis“, die oberhalb des Levatormuskels liegt. Sie bilden den Abschluss der Bauchhöhle nach unten. Der Levatormuskel im hinteren Anteil des Beckens (Diaphragma pelvis) ist in das umgebende Bindegewebe eingebettet und so mit den Beckenknochen verbunden. Der vordere Beckenanteil, das Diaphragma urogenitale, besteht ebenfalls aus Muskeln und Bindegewebe. Diese muskulösen und bindegewebigen Strukturen bilden den eigentlichen Beckenboden, der die Beckenorgane stützt und einen Durchtritt für Scheide, Harnröhre und Enddarm ermöglicht.

 

Die drei Kompartimente des Beckenbodensystems

Harnblase und Harnröhre

Scheide und Gebärmutter

Enddarm (Mastdarm + Analkanal) und S-Darm (Sigma)


Abbildung aus Armin Fi­scher: Prak­ti­sche Uro­gy­nä­ko­lo­gie - spannungsfrei; 2006, Haag + Herchen Verlag.

ISBN: 978-3-89846-371-3

Beckenbodenfunktionsstörungen – Harninkontinenz, Stuhlinkontinenz, Gebärmuttersenkung und mehr

Beckenbodenfunktionsstörungen sind ein Überbegriff für Beschwerden, die mit dem Beckenboden und seiner Funktionalität in Zusammenhang stehen. Dazu gehören beispielsweise Inkontinenz (Belastungsinkontinenz/Stressinkontinenz, Dranginkontinenz/Urgeinkontinenz, Mischinkontinenz, Stuhlinkontinenz), Blasensenkung und Gebärmuttersenkungen.

 

All diese Beschwerden fallen in das Fachgebiet der Urogynäkologie. Hier werden eine ausführliche Befragung des Patienten und entsprechende Untersuchungen durchgeführt, um das passende Therapieverfahren zu ermitteln. Häufige konservative Behandlungsformen für Inkontinenz und andere Beckenbodenfunktionsstörungen sind z. B. Verhaltenstherapie, Tampons oder Pessare, Physiotherapie, Elektrotherapie (EMS oder EMA) sowie Biofeedback. Führen konservative Methoden nicht zum Ziel, werden beispielsweise auch Operationen (z. B. Inkontinenzoperationen oder Senkungsoperationen) durchgeführt, bei denen in vielen Fällen (aber nicht zwingend) Implantate die Stabilität der gestörten Strukturen widerherstellen.