Informationen für Beckenbodentherapeuten

Konservative Behandlung

Die konservative ärztliche Betreuung der Beckenbodenfunktionsstörung ist aufwendig. Dieser Aufwand ist in unserem Gesundheitssystem v.a. im Rahmen der GKV-Versorgung (abrechnungstechnisch) nicht abgebildet. Heil- und Hilfsmittelverordnungen werden in hohem Maße restriktiv gehandhabt, häufig überhaupt nicht verordnet, entsprechende Behandlungsoptionen häufig nicht angesprochen. Die Finanzierung des klinischen Anteils des Gesundheitssystems über erbrachte operative Leistungen führt zu einer Verschiebung der Behandlungsmodalitäten hin zu den operativen Leistungen, die aber grundsätzlich am Ende der Behandlungsoptionen und nicht am Anfang oder zentral stehen sollten. Auch bedarf die Umsetzung operativer Behandlungsoptionen profunder Kenntnisse in Bau und Funktion des Beckenbodensystems sowie großer Erfahrung im Hinblick auf die individualisierte Wahl der Methode(n). Die operative Behandlung wiederum ist in der Dauerhaftigkeit ihres Erfolges von einer intensiven Begleitung der Patientin mit konservativen Nachbehandlungsoptionen genauso abhängig wie von einer optimalen Vorbereitung. Hierzu zählen unter anderem der Aufbau und die Kräftigung der Beckenbodenmuskulatur.

 

Ziel für Beckenbodentherapeuten

Es sollte also das Ziel von uns Beckenbodentherapeuten sein, dieses System zu unterstützen, ganz gleich, aus welcher Richtung wir beruflich kommen. So können unterschiedliche naturheilkundliche Verfahren einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Qualität der bindegewebigen Komponente leisten, zu denen die Faszien und Ligamente zählen.

Behandlung mit Pessaren

Pessare können diese unterstützen. Sie sind wesentlich besser von den Frauen akzeptiert als offenbar gemeinhin angenommen wird, vor allem, wenn die Zusammenarbeit zwischen Patientin und Beckenbodentherapeut auf einer vertrauensvollen Basis steht.

Beckenbodentraining

Die muskuläre Komponente wird meistens durch klassisches Beckenbodentraining zu behandeln versucht. Um Verordnungen von physiotherapeutischen Leistungen einzusparen, werden oftmals Übungsblätter ausgegeben. Schon daran kann der Erfolg scheitern. Allerdings ist es sehr viel häufiger so, dass die Frauen entweder ihren Beckenboden nicht (richtig) wahrnehmen, die Muskulatur nicht adäquat ansprechen und aktivieren können bzw. es ein so ausgeprägtes muskuläres Defizit gibt, dass eine Anspannung nicht zu einem spürbaren Effekt führt. Und genau hier setzen unsere Bemühungen im Hinblick auf die Muskelaufbaubehandlung des Beckenbodens zum Beispiel mit moduliertem mittelfrequentem Strom an.

 

© Stockbytes - Medical Professionals
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Prävention

Wir sehen ein zentrales Anliegen natürlich auch darin, präventiv zu informieren und zu arbeiten. Hierzu zählt zum Beispiel der Kontakt zu den Hebammen, die die Frauen besser kennen, damit einen besseren Zugang zu ihnen haben und sie länger und intensiver betreuen als z. B. die Frauenärzte im Zusammenhang mit der Schwangerschaftsbetreuung. Sie haben die Möglichkeit, über die klassischen Ansätze hinaus die Rehabilitation des Beckenbodens zu unterstützen, jetzt z. B. auch über das durch mittelfrequente Elektrotherapie unterstützte Muskeltraining nach abgeschlossener Rückbildung (6 Wochen).

 

Fitnesstraining | Personaltrainer

Viele Frauen wenden sich in unterschiedlichen Lebensphasen an Fitness- und Personaltrainer. Gerade hier bedarf es einer Intensivierung des Kontaktes. Sie sollten um die Problematik des weiblichen Beckenbodens wissen und dieses Wissen in Beratung und Training einbringen, damit das Training nicht zum Gesundheitsrisiko für den Beckenboden wird.

 

Multimodale Behandlung

Blasenfunktionsstörung als eines der Symptome der Beckenbodenfunktionsstörung sind ebenfalls umfassend nur multimodal und interdisziplinär zu behandeln, vor allem dann, wenn es sich um komplexere Probleme handelt. Naturheilkunde, Homöopathie, Osteopathie und viele andere Behandlungsoptionen sollten hier ineinandergreifend heilend wirken.

 

Rolle der Beckenbodentherapeuten

Darum sehen wir uns als Kooperationskoordinatoren in unserem gemeinsamen, bislang oft Nebeneinander für die Beckengesundheit. Wir wollen versuchen, über das Miteinander zu Hilfe und Heilung beizutragen.